Dreimal Taubenanatomie /Remco De Koster

Dreimal Taubenanatomie
Mal ehrlich: Was wissen Sie über die Anatomie der Taube? Die meisten Züchter wissen Bescheid über die Federn, Augenfarben und andere Merkmale ihrer Rasse. Aber dann.. Deshalb hier ein wenig Taubenanatomie.
Fall Nr. 1: Wir wissen nur wenig über Taubenbeine, und ehrlich gesagt, die meisten interessieren sich dafür kaum. Lediglich wollen wir wissen, ob alle Krallen vorhanden sind oder die Farbe des Beins zur Gefiederfarbe passt (Standard und Bewertung). Aber es gibt eine Besonderheit: Nach dem großen Erdbeben im Jahr 1976 in China stellten Wissenschaftler bei vielen Tieren Änderungen im Verhalten fest. Die Tiere könnten gewissermaßen die Menschen vor Erdbeben warnen, also forschte man weiter. In den Beinen haben die Tauben Nervenzellen, die allerfeinste Vibrationen registrieren. Bei einer Simulation eines Erdbebens (4.0) blieben 50 Tauben, bei denen die Beine behandelt worden waren, ruhig sitzen, während nicht behandelte Tauben aufflogen. Aus mehreren Berichten weiß man heute, dass in verschiedenen Städten die Tauben aufflogen, wenn anderswo die Erde bebte. Die Beine arbeiten somit wie Sensoren.
Fall Nr. 2: Können Tauben gähnen? Viele Züchter meinen das, wenn eine Taube den Schnabel öffnet. Es ist jedoch nichts anderes als das Strecken von Beinen oder Flügeln. Die Taube streckt eigentlich den Hals, daran gekoppelt ist das Öffnen des Schnabels. Gleichzeitig wird der Kropf in etwa zu recht geruckt. Menschen strecken den Hals nicht (versuchen Sie es mal); wir drehen de Kopf lieber von links nach rechts.
Fall Nr. 3: Zur Bewertung wird die Taube auch in der Hand gemustert. Bei einigen Tauben oder Rassen spürt der Preisrichter ein so genanntes krummes Brustbein, welches weniger Punkte in der Bewertung nach sich zieht. Richtig krumm im Verlauf darf es allerdings nicht sein. Daher sollte der Züchter vor der Schau besser seine Taube auf den geraden Verlauf des Brustbeins überprüfen. Allerdings handelt es sich nicht um das Brustbein, welches bei Vögeln vergleichsweise recht lang ist, sondern genauer gesagt um den Brustbeinkamm, den der Züchter und der Preisrichter bei der Handmusterung abtasten.
Kopfstudie: Damascener. Fotos: de Koster