Gemeint sind damit nicht die Namen, die manche Liebhaber und Züchter ihren Lieblingshühnern geben, sondern die vielen Namen der
Rassen – und das sind eine ganze Menge! Sehr viele sind geographischen Ursprungs, was ihre Herkunft gut nachvollziehen lässt, andere weisen auf bestimmte Rassemerkmale hin. Unter einer Holländer
Weißhaube, einem Strupphuhn oder etwa einem Federfüßigen Zwerghuhn kann sich jeder was vorstellen. Mit anderen Namen ist es schon lästiger, vor allem ausländischen, wie die aus Frankreich zum
Beispiel: Crève-Coeur, Houdan, Faverolle - da wird es schon schwieriger. Nachzuschauen, was dahinter steckt, kann eine interessante „Ahnenforschung im Hühnerstall“ sein. Besucher werden sich
freuen, wenn Sie einiges über die Herkunft Ihrer schicken Hühner erzählen können und ihnen die Eier zeigen können, wie die schokoladenbraunen Eier der französischen Marans. Andere Namen werfen
Fragen auf: Legen sich Westfälische Totleger „zu Tode“? Waren die Sultanhühner wirklich beim Sultan zu Hause? Was hat es mit dem Begriff „Kräher“ auf sich? Stammen Italienerhühner aus Italien?
Und was haben Seidenhühner mit Seide zu tun?
In diesem Beitrag möchte ich eine Rasse mit einem außergewöhnlichen Namen vorstellen: der Kraienkopp. Der Name für die Kraienköppe stammt laut Überlieferung vom Aussehen des Kopfes mit einem
Wulstkamm (statt der früher üblichen Stehkämme bei Landhühnern). Im deutsch-niederländischen Grenzgebiet, aus dem sie stammen, wurden sie einst „Biethauner“, d. h. Beißhühner genannt wurden
aufgrund ihres Ursprungs aus Kreuzungen mit Kampfhühnern. In den Niederlanden heißen sie heute Twentsche Hühner (aus der Region Twente) und davor meist „Twentse Grijze“, was „Graue
(Silberhalsige) aus Twente“ bedeutet. Wer in die Niederlande fährt und dort nach Kraienköppe sucht, der stößt dann allerdings auf die Bredahühner, die dort „Kraaikoppen“ genannt werden. Also
Vorsicht mit dem Namen „Kraienkopp“; er steht in den Niederlanden für eine andere Rasse.
Kraienköppe sind stattliche, dennoch elegante Hühner, die es einst nur in Silberhalsig, heute jedoch in mehreren Farben gezüchtet werden. Ausgewachsen wiegt der Hahn 2,5 bis 3 kg und die Henne
1,75 bis 2,5 kg, so dass es keine Schwergewichte sind, aber Hühner mit gutem Knochenbau und einem kühn aussehenden Kopf. Beeindruckend finde ich immer die Hähne, wenn sie einen schön ausgeformten
Schwanz und etwas Hengstnacken zeigen und dann ihren beeindrucken Krähruf von sich geben. Obwohl keine ausgesprochene Legerasse, ist ihre Legeleistung gut. Gerne sind die Hühner auf dem
Grundstück unterwegs und keineswegs scheu. Ihr Gesamtbild ist recht urig und am schönsten in einer Herde. In den Niederlanden und in Deutschland ist die Rasse gut verbreitet. Die Silberhalsigen
sind die Hauptfarbe; Schwarz und silberweiß sind bei ihnen die Hähne, die Hennen vorwiegend grau mit lachsfarbigem Vorderhals.
Kraienköppe haben natürlich nichts mit den Krähen zu tun und auch nicht mit dem Krähen der Hähne. So können manche Namen auch täuschen. Auch in Österreich gibt es recht abenteuerliche Namen für
Hühner, deren Aussehen man erahnen muss, wenn von „Stoapiperl“ oder „Druffler Hauben“ die Rede ist. Geschichtlich ohne Hintergrund, bekommt man bald den Eindruck, dass ihre Namen der Vermarktung
dienen; ohne Namen – gleich welchen – gelingt das kaum. Ohne Standardvorgaben ist ihr Aussehen divers, weil auch keiner wissen muss, wie sie auszusehen haben. Mit offiziellen Hühnerrassen
passiert das nicht, ihr Aussehen und Legeleistung sind festgelegt. Man kann somit nur empfehlen, sich für eine dieser vielen, vielen und wunderschönen Rassehühner als Zierde im Garten und als
Eierlieferanten im privaten Haushalt zu entscheiden.
Fotos u. Text: R. de Koster